Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

SHANGRI-LA IST UM DIE ECKE
Themen: Reisen
25. Januar 2023

SHANGRI-LA IST UM DIE ECKE

Wo die weissen Wolken wehen. Im Land des ewigen Schnees. Auf dem Dach der Welt.

Ich sitze im Restaurant Snowland, wo sich tibetische Mädchen wundern, dass ich alleine esse. Ich höre Popmusik aus versteckten Lautsprechern und schaue in das unendliche Blau des Himmels über Lhasa. Bunte Gebetsfahnen wehen überall. Denke an den Guide, der heute mit mir im Potala-Palast war. Er nennt sich Jimmy, also so soll ich ihn nennen. Alles hier ist geheim. Niemand darf hier als Tourist alleine herumlaufen. Es braucht einen anerkannten Guide und einen Fahrer. Im Auto sind mehrere Kameras. Alles wird überwacht. Daher besser keine Namen.

Lhasa wird LHA-SA gesprochen und bedeutet soviel wie Buddha-Land, erklärt Jimmy. Hier sind 100 % Buddhist People! Und das gibt es nur an zwei Orten auf dieser Welt, in Lhasa und Bhutan. Tibet ist fest in chinesischer Hand. Doch der Buddhismus wird hier immer überleben, sagt Jimmy.

Er ist kleiner als ich, hat ein sehr freundliches rundliches Gesicht und ist natürlich selbst zu 100% Buddhist. "Bhuddism is not only about meditation, it's about doing good things, helping others, thinking good."

Der Fahrer hat ein ebenso freundliches wie wettergegerbtes Gesicht mit schelmisch blitzenden schwarzen Augen. Er lacht gerne. Beim Fahren singt oder schimpft er. Er will Mr. Pema genannt werden. Die Kameras im Auto stören ihn nicht. Er ist ja daran gewöhnt.

Die Höhe auf der Lhasa liegt ist wahnsinnig erschlagend, wenn man aus dem Flugzeug steigt. Das Licht ist unglaublich dort. Die meisten Menschen denken, Licht ist eben einfach Licht, mal heller, mal dunkler. Doch das ist nicht wahr. Irgendwie bringt die Höhe und die Luft eine völlig andere Wahrnehmung hervor. Das Licht ist hier tausendfach strahlender und durchdringender. Hier bleibt nichts verborgen. Das Land wirkt zuerst wüst und trocken, doch später lerne ich auch die sanften Ebenen des Yarlung Tsangpo kennen, in denen es üppig grünt und blüht. Mich macht dieses sonnengetränkte Licht sofort unendlich glücklich. Und das bleibt so bis ich Tibet wieder verlasse, mit wehem Herzen.

Lhasa ist ein wunderbarer Ort zum Schauen und sich treiben lassen. Es ist so schön anzusehen, wie sich diese würdevollen Menschen in klaren und leuchtenden Farben kleiden, ganz so als wären sie ein Teil dieser sonnendurchfluteten Landschaft. Die Ansammlung der Häuser, die sich dicht aneinanderdrängen wird eng begrenzt von sandfarben strahlenden Bergen, die aussehen, als könnte man sie mit dem Finger berühren, so nah. Wenn ich vom Dach des Yak-Hotels herabschaue, fühle ich mich wirklich wie auf dem Dach der Welt. Der Blick in das Blau des tibetischen Himmels entschädigt mich für alle Strapazen und alle Mühen. Er lässt auch alles verschwinden, was hier traurig stimmen könnte. Es ist einfach nur magisch schön. Die weissen Wolken ziehen majestätisch und ganz genauso wie auf den Thangkas gezeichnet. Der Potala ist rechts von mir noch etwas sichtbar. Links von mir erheben sich schneeglitzernde Gebirgspässe und überall um mich herum knattern die Gebetsfahnen im scharfen Wind. Ich bin so berührt von diesen Farben und diesem Licht. Alle Farben hier bleichen sofort aus und dennoch leuchtet alles in den unglaublichsten Farben. Die Gesichter sind wettergegerbt, mutig und wild. Die Menschen sind offen und neugierig. Eine Freude ist es hier zu sein und einfach nur zuzuschauen.

Ach ja, und Shangri-La ist übrigens gleich um die Ecke.