Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

SCHMETTERLINGE
Themen: Reisen
13. Februar 2023

SCHMETTERLINGE

Die Reisterrassen in Sapa sind wohl mit das wunderschönste, was ich auf den Reisen an Natur sehen durfte. Es ist ein unglaublicher Ausblick von, ich glaube so ungefähr 1.470 Metern Höhe. Man schaut von kleinen Berggipfeln in die märchenhaft grünen und üppig blühenden Reisfelder herab.
Wie seidene Tücher legt sich das Grün über die Terrassen, Treppen, herabsteigende Kurven und ineinader laufende Halbkreise mit mäandernden Wasserläufen. Glänzende Wasserflächen und leuchtende gelbe Blüten auf allen Hügeln. Es wirkt wie im Märchen. Überall wimmelt es von Lebewesen.

Schmetterlinge, so wie gross wie mein Kopf und tiefblau oder samtig schwarz. Ich möchte Ihnen sofort hinterher rennen und sie einfangen, doch so gross sie sind, so clever sind sie auch zu entwischen. Alles ist hier oben so klein und eng auf dem Gipfel des Berges, auf dem die Bungalows stehen. So dass ich ständig ängstlich auf die Wegränder schaue und fürchte sofort abzustürzen, sobald ich auch nur einen Fuss daneben setze.

Die Bungalows sind niedliche Häuschen aus runden Steinen und mit hellen Strohdächern. Innen sind sie allerdings genauso roh wie von aussen. Es gibt ein Bett mit bodenlangem Moskitonetz und das ist auch bitter nötig. Nachts schleichen die riesigsten Käfer und Spinnen in die Häuschen hinein und ich wage mich nicht aus dem Bett heraus.

Das wunderbarste aber an diesen Lodges ist der Ausblick vom Balkon. Man schaut auf die Ebenen und Gipfel des Hoang Lien Son-Gebirges und wähnt sich in einem multicolor Hollywoodfilm. Der Anblick wandelt sich mit jeder Minute. Die Wolken verändern das Sonnenlicht auf den in tausend Nuancen schimmernden grünen Flächen beständigend und atemberaubend. Ich möchte nur da stehen und staunen. Möchte die Landschaft und den Geruch der Felder und der Pflanzen aufnehmen und für immer im Gedächtnis einbrennen. Für schlechtere Zeiten.

Es gibt einen Swimming-Pool. Er liegt so am Rand des Hanges, man kann vom Wasser aus in das Tal hinab sehen und das Wasser herunter fliessen lassen, in die Tiefe der Berge. Als könnte man vom Rand der Welt stürzen.

Die Reisterrassen werden bewohnt von kleinen Frauen, die sie emsig bearbeiten. Sie tragen aufgebauschte rote Kopftücher und haben, wenn verheiratet ihre Haare abrasiert, auch die Augenbrauen. Wenn Sie gerade nicht auf den Feldern arbeiten führen sie die Touristen herum. Sie sind auf dem Parkplatz. Sie können es gar nicht erwarten ihre Welt vorzuführen.

Also wandere ich begleitet von diesen zierlichen und frechen Frauen auf den Rändern der Terrassen. Sie nehmen mich an die Hand, rechts und links, damit ich nicht in die Wasserflächen hinein rutsche. Es ziehen dunkle Wolken herauf und die lustig schwatzenden Damen beginnen schneller zu wandern. Tatsächlich ist es nicht leicht hier herum zu hüpfen. Nie hätte ich das alleine gewagt. An manchen Stellen gibt es nur einen einzigen kleinen Erdpfad, dicht an einer lehmig feuchten Felswand entlang, der bei jedem Schritt weicher und matschiger wird. Es donnert und beginnt leicht zu nieseln. Schlangen wagen sich jetzt heraus und glitschen an uns vorbei.