Wie wir Freude erzeugen und Ängste kontrollieren können.
"Nicht die Dinge beunruhigen uns, sondern unsere Sicht der Dinge."
Epiktet.
Freude erzeugt eine heilende Energie für unser ganzes Wesen. Jedes positive Gefühl hilft unsere Nerven im hektischen Alltag zu beruhigen, besondere Lebensphasen zu meistern oder chronische Syptome zu lindern. Natürlich wünscht sich jeder Mensch möglichst viel Freude, Glück und gute Gefühlszustände im Leben. Doch können wir dies erreichen?
Das lateinische Wort "emovere" bedeutet soviel wie herausbewegen, hinausschaffen. Tatsächlich bewegen wir innere Reaktionen mithilfe von Emotionen in die Außenwelt. Da diese Reaktionen spontan auftreten können, sehen sich die meisten Menschen ihren Gefühlen ausgeliefert. Kommen schlechte Gefühle auf, geben sie Ihnen Raum, weil sie denken "Ich bin eben so.", "Ich bin oft wütend." oder "Darüber muß man einfach wütend sein". Tatsächlich aber können wir unsere Gefühle kontrollieren und auch willentlich erzeugen.
Emotion und Gefühl – ein- und dasselbe?
Als Reaktion auf die Geschehnisse in unserer Umwelt entstehen Emotionen und Gefühle. Im limbischen System, einem sehr alten, ursprünglichen Teil unseres Gehirns werden je nach Art des Erlebnisses in Millisekunden Emotionen generiert. Unser System reagiert mit so großer Schnelligkeit, um uns vor möglichen Gefahren zu schützen. Denn die entstandene Emotion verändert unseren Blick auf die Dinge und auf das Handeln der Anderen, fokussiert uns auf das Geschehen.
So entstehen Basisemotionen, wie Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit oder Überraschung. Damit einhergehend werden Körperreaktionen ausgelöst. Beispielsweise kann sich der Herzschlag beschleunigen, spannen sich Muskeln an oder wir fangen an zu schwitzen - eine Vorbereitung auf körperliche Aktion. Gleichzeitig setzt, je nach innerer Beurteilung der Situation ein Gefühlszustand ein, eine psychische Reaktion. Die körperliche Reaktion und die einhergehende psychische Erfahrung entscheidet darüber wie wir uns verhalten. Eine evolutionär typische Reaktion auf Angst oder Wut ist Kampf- und Fluchtverhalten.
Emotion ist also eine Art Affekt ausgelöst durch eine erlebte Situation. Sie dauern oft nur wenige Sekunden. Die primären Emotionen werden kulturunabhängig von allen Menschen gleich erlebt. Begriffe von Gefühl und Fühlen hingegen beschreiben die folgenden Reaktionen auf den Affekt. Die Emotionsforschung spricht auch von Stimmungen oder Haltungen, von sogenannten sekundäre Emotionen, wie zum Beispiel Neid, Gier oder Mitgefühl und Dankbarkeit. Sekundäre Emotionen können erlernt oder durch Erfahrung und Sozialisation geprägt sein.
Gefühle sind unsere inneren Ratgeber
Emotion und Gefühl kann als Erfahrung mit einem kognitiven Anteil: "was ich erlebt habe" und einem emotionalen Anteil: "was ich gefühlt habe" betrachtet werden. Das Erleben und das Gefühl wird anschliessend gekoppelt gespeichert und hinterlässt eine manifeste Struktur in uns, die in Zukunft einer schnelleren Problemlösung dient. So erlernen wir Reaktionsmuster. Das Erlebnis ein Lächeln zu sehen wird zum Beispiel mit einem guten Gefühl gekoppelt und gespeichert. Wann immer wir anschließend ein Lächeln sehen, fühlen wir etwas Angenehmes.
Emotionen und unsere Reaktionen darauf helfen uns zu interpretieren und wahrzunehmen, was für uns wichtig ist. Sie zu unterdrücken schwächt unser menschliches Potential. Ohne die emotionale Ebene wäre alles gleich für uns. Viel besser ist es zum Spezialisten für die eigene emotionale Welt zu werden und genau herauszufinden, welche Muster und Reaktionen wir gespeichert haben. Dann können wir unsere Gefühlszustände bewusst nutzen.
Werfen wir einen Blick auf unsere Reaktionen bei schmerzlichen oder traumatischen Erlebnissen ist uns jetzt klar, wie weitreichend erlernte Muster unser Erleben beeinflussen können. Innerhalb einer affektgeladenen Situation können wir für einen gewissen Zeitraum nur Informationen wahrnehmen, die auch mit der Emotion übereinstimmen. Haben wir Angst, nehmen wir ausschließlich wahr, was die Angst bestätigt. Wir benötigen also eine hohe Aufmerksamkeit, um selbst in emotionalen Momenten unser Handeln bewusst zu entscheiden. Aufmerksamkeit ist erlernbar. Sie kommt dem nahe, was in der Meditation als Achtsamkeit bezeichnet wird. Es ist eine bewusste Wachsamkeit für das, was der Geist tut.
Alle Emotionen ziehen vorüber, wenn wir Nichts tun
Therapeuten versuchen die gespeicherten Muster erkennen zu lassen. Meditation hilft eine Aufmerksamkeit zu entwickeln, die uns emotionale und geistige Vorgänge ruhig beobachten lässt ohne den Impulsen folgen zu müssen. So können wir entscheiden: Will ich etwas gegen die Angst unternehmen? oder Will ich die Angst einfach beobachten? In jedem Fall können wir lernen, die Kampf oder Fluchtreaktion in uns einfach vorüberziehen zu lassen. Wir müssen nicht agieren. Alle Emotionen sind flüchtig und von kurzer Dauer, wenn wir ihnen nicht nachgeben. Wenn wir gelernt haben, Nichts zu tun. Ruhig zu sein.
Und wie oft bereuen wir Situationen, in denen wir in Wut, Zorn oder Angst ungünstig reagiert haben, andere oder uns selbst verletzt haben. Meditation ist hier der Schlüssel zu innerer Kontrolle und Frieden.
Glücklich sein
Genauso schnell, wie Angst in uns entstehen kann, können wir angenehme Emotionen und Gefühle hervorrufen.
Schließen Sie die Augen und erinnern Sie sich an den letzten schönen Sonnenaufgang, den Sie erlebt haben. Spüren Sie Freude. Versetzen Sie sich innerlich in die Situation hinein. Nehmen Sie die morgendliche Frische des Windes wahr und die sanften Sonnenstrahlen auf Ihrer Haut. Tauchen Sie in die Farben am Himmel ein. Fühlen Sie das Licht. Nehmen Sie die Erde unter Ihren Füßen wahr.
Erleben Sie, wie sich Ihre Körperhaltung verändert. Nehmen Sie wahr, dass Sie im Hier und Jetzt sind. Freude und Glücklich sein – hervorgerufen durch Ihre bewusste Entscheidung.
Natürlich können Sie jede positive Qualität auf diese Art hervorrufen. Es ist lohnenswert einmal zu überlegen, welche freudvollen Emotionen und Gefühle wir kennen. Und es ist kostbar, schöne Momente des Lebens zu erinnern. Verbinden wir innerlich ein glückliches Gefühl mit möglichst intensiven Vorstellungen einer Vision, schaffen wir ein neues Muster in uns. Mit jedem weiteren Erleben wird die Vision deutlicher und intensiver. Wir können also die Augen schliessen und glücklich sein. Jederzeit.