Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

... nie zu spät
Themen: Reisen
27. Juni 2023

... nie zu spät

Ich kann euch einmal etwas erzählen.
Warum auch nicht.

Es ist eine Geschichte vom Herumreisen. Eine wahre Geschichte.
Und es ist eine nicht so lustige Geschichte. Aber dennoch humorvoll.

Ich war einmal unterwegs. Unterwegs nach Tibet. Und das ist wahr.

Ich war so voller Hoffnung und voller Freude. Ich war ganz verliebt in dieses Land. Ich weiss auch nicht mehr warum. Doch Tibet ist immer in meinem Herzen. Schon immer gewesen. Und auch nicht wegzudenken.

Nun verhielt es sich so: Ich war ganz frohgemut und überglücklich.

Und es war ein schöner Sommertag. Meine Reisebegleitung war allerdings nicht ganz so gut dran. Die schnelle Höhenveränderung auf dem Hinflug in einer dieser kleinen Maschinen überforderte seinen Körper und er wurde ganz übel höhenkrank.

Es ist viel schlimmer als man so annimmt. Es ist nicht einfach nur Schwindel und etwas Übelkeit. Nein, es ist tatsächlich ein so schlimmer Zustand, als müsste man um seinen letzten Atemzug ringen.

Also sitze ich im Yak-Hotel und bin total ratlos. Was ist zu tun?
Ich selbst hatte überhaupt kein Bargeld. Und ich wusste auch nicht woher ich Medikamente holen könnte.

Aber man ist ja nie allein. Also geschwind die lieben Guides gefragt und das freundliche Hotelpersonal und die verständnislos blickenden Fahrer.

 

Ja, na ja, man könnte vielleicht da und dort hinfahren und etwas besorgen. Man könnte auch noch etwas warten. Das ginge ja meistens wieder vorbei. Und dann wurde geschmunzelt und gekichert.

Nein nein, das ist nicht so einfach, sagte ich und bestand auf schnelle Hilfe.

 

Und nach einigem Hin und Her ging es dann ab zur nächsten Dorfapotheke. Das heisst zu einer kleinen Theke im nächsten Supermarkt. Dort schildert man einfach die Symptome und wird prompt bedient.
Da nehmen sie mal etwas von diesen Kapseln und etwas von jenem Wässerchen. Und das wars.

 

In aller Eile, schnell schnell wieder zurück zum Patienten und alles eingeflösst.

Das ist nicht leicht, wenn der Patient die ganze Zeit Erbrechen muss. Und darüber hinaus auch noch auf ein Krankenhaus oder einen echten Arzt besteht.

 

Also warten und beten.

Warten und beten.

Und nach 24 Stunden wurde es tatsächlich soviel besser, dass der arme Tropf sich wieder in die Vertikale bringen konnte.

Noch etwas später ging es dann wieder los und die Reise konnte fortgesetzt werden.

 

Ich singe ein Hohelied auf die tibetische Medizin. Und ich bin superfroh die Reise nicht sofort abbrechen zu müssen.

 

Während dieser Zeit machte ich eine ganz interessante Entdeckung: Sobald ich alleine in Lhasa umherstreifte, wurde ich nie angesprochen oder auch nur angesehen. Es war fast, als wäre ich unsichtbar.

Eigenartig, dachte ich, aber auch ganz cool. Normalerweise konnte man sich vor fliegenden Händlerinnen kaum wehren, bevor man nicht alle ihre Armreifen gekauft hatte. War ich allein, sahen sie mich gar nicht. Und ich konnte ganz ungehindert durch die Strassen laufen.

 

Die Reise ging schliesslich weiter und führte durch die Berggregion bis auf über 3.400 Meter.

Das war eine ganz wunderbare Zeit. Mit vielen vielen Geschichten. Mit vielen erhebenden Anblicken und mit unzähligen Einsichten.

 

Doch nie hätte ich diese Reise so gut überstanden ohne meine ständige Begleitung von Guru Rinpoche Padmasambhava und Arya Tara.