Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

INCREDIBLE STUFF
Themen: Reisen
08. Februar 2023

INCREDIBLE STUFF

Welcome to Delhi

Willkommen im Land des scharfen Essens, im Land der kleinen neugierigen Männer und der langen Wartezeiten.

Nach einem holprigen, morgendlichen Flug aus dem Sandsturm in Abu Dhabi kam ich gestern Abend an und wurden von 40 Grad Celsius begrüsst. Kaum aus dem Flugzeug gestiegen, musste schon die erste Wartezeit absolviert werden. Da der Flugzeug-Shuttle-Bus überfüllt war, liess man die Passagiere nur eine kleine Viertelstunde mitten auf dem Landeplatz vor dem Flugzeug stehen. Während wir belustigt von den Gepäckträgern beobachtet wurden - natürlich aus dem Schatten heraus – standen wir Passagiere in der prallen Hitze und atmeten eine Menge Kerosin ein. Meine Laune blieb trotzdem super, denn die neue indische Bekanntschaft, der Sitznachbar versöhnte mit diesen ersten Eindrücken. Ein freundlicher, indischer Vielredner mit ebenso kugelrunden Gesicht wie Bäuchlein. Sein Interesse an Allem und ganz besonders seine lustige Begeisterung für Alles, was mit ihm "diskutiert"wurde, scheint typisch indisch. Den Namen habe ich sofort vergessen, aber seine Art und seine Geschichten werde ich noch lange erinnern.

Nachdem er noch einmal versicherte, dass die meisten Inder freundlich sind und dich glücklich machen wollen, also keine Ego-People sind und nachdem er natürlich eingeladen hat, ihn in Agra, seiner Heimatstadt zu besuchen, verschwand er nach der Passkontrolle in der Menschenmenge. Man sollte allerdings grosse Menschenmengen meiden und nachts auf keinen Fall ausgehen, teilte er vorher noch mit.

Also statt abends auszugehen, wurde es also ein frühes Abendessen am lokalen Marktplatz. Gewagt! Der Markt wirkte gruselig herunter gekommen. Nachdem der ATM-automat zum Geld abheben schon am Flughafen nicht funktionierte, war dem verlorenen Automaten an diesem Platz erst recht nicht zu trauen. Es muss bemerkt werden, dass ich schon beim Gang zum Markt drei jungen Männern auf einem kleinen Motorrad begegnet bin, von denen mindesten einer ein Gewehr in der Hand hielt. Ich bin mir nicht sicher gewesen, ob sie alle zusammen flohen oder einfach nur ihre übliche Abendrunde drehten.

Das Essen war – wie sollte es anders sein – wunderbar und schön scharf, aber gerade noch essbar. Zum Verdauen gab es dann Fenchelsamen mit Zucker gemischt, was brav vor den Augen des netten Kellners gekaut werden musste. Das war zwar recht beruhigend für den Magen, aber ungünstig für meinen etwas maroden Zahn, der mich prompt nachts wach hielt.

Das Hotel Surya, das Sonnenhotel. Ein riesiger Klotz, im Kolonialstil eingerichtet, bestechend durch Protz und Prunk und blitzblanke Sauberkeit. Die Zimmer sind klein, aber mit grossen zerkratzten Fenstern, die auf eine dunstige, rauchende Stadt hinausblicken. Es hupt und dampft und riesige Vögel kreisen endlos vor dem Fenster. Milane sind das, wie ich später erfahre, die Jagd auf die hiesigen Tauben machen. Und davon gibt es hier wahrlich genug, denn an den Heiligtümern der Stadt werden sie ja gefüttert, für gutes Karma.

In dieser Stadt ist es incredible laut und düster, wirkt von hier oben aus dem 24ten Stock etwas morbide. Ich bin total gespannt und aufgeregt. Wie es wohl mittendrin so ist?