Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

GRÜN
Themen: Reisen
27. April 2023

GRÜN

Nahezu in jeder Stadt in Vietnam gibt es wunderschöne Tempelanlagen.

Manchmal muss man sie suchen. Manchaml finden sie Dich. Und manchmal kann man sie nirgends finden, obwohl sie gleich nebenan schlummern.

Es ist einfach nur schön dort. Und ich kann mich kaum satt sehen. Denn es ist so grün überall, so friedlich und so still. Nur Mittags kann man plötzlich in einer wahren Kakophonie von Grillen und Zikadengezirpe untergehen. Das ist dann so laut, dass man nichts mehr sprechen kann oder hören kann. Und dann wiederum ist es ganz plötzlich total still. Alle Tierchen hören wie auf Kommando gemeinsam auf zu zirpen. Das ist fast unheimlich. Ein kleines Naturschauspiel. Und wenn es dann wieder ruhig ist, kann man kaum glauben, wie laut es eben noch war.

In manchen Tempeln scheint niemand zu wohnen als nur Buddhas. Es ist als wären alle gerade zur Pause gegangen. Und ich kann einfach nur herumstromern ohne irgendwem zu begegnen. Niemand würde dich hier fragen, warum du hier bist. Niemand würde sich hier wundern, was du hier tust. Jeder ist hier willkommen. In der Stille und in der Verstecktheit der heimlichen Tempel. Man kann barfuss laufen Und die Steinplatten sind angenehm warm. Tatsächlich möchte man nie wieder Schuhe tragen, wenn man so gelaufen ist. Schritt für Schritt auf warmen roten Sandsteinplatten. Manchmal sind Muster und Verzierungen eingeritzt. Manchmal sind sie mit weissem Staub bedeckt. Und so manches Mal sind sie kleine Kunstwerke mit Mosaiksteinchen.

In Vietnam ist es sehr schön Grün. Nicht nur in den Parks und Tempeln. Auch auf dem Land und überhaupt fast überall. Selbst in den grossen Städten stehen grosse Platanen und schenken den Passanten gnädig Schatten. Darunter laufen die Menschen mit Strohhüten und tragen grosse Körbe aus Stroh an einer langen Stange. Einen Korb vorne und einen hinten aufgehangen. Wie im Bilderbuch, denke ich und muss lächeln. Und das ist auch so wunderschön hier. Die Menschen lächeln so leise und ruhig vor sich hin, wenn sie unbeobachtet sind. Das ist entzückend und wahrlich ein Zeichen von Glück. Ja, dieses Land kann glücklich machen. Und das hat es schon mit sehr vielen Menschen getan. Vielleicht war es auch genau das, was andere immer wieder getrieben hat, dieses Land für sich einzunehmen. Das Glück stehlen wollen und nicht zu verstehen, dass es damit zerstört ist. Glück ist nicht zu kaufen. Glück ist nicht zu stehlen. Glück kann man nicht machen. Es entspringt einfach einem glücklichen Geist.

Wer kann sich denn hier so gar nicht zu Hause fühlen? Nur der unglückliche Mensch. Und wer möchte nicht sofort wieder hierher kommen? Nur der trauernde Geist.

Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich angenommen, dass die Frauen in China und Japan wohl die schönsten auf der ganzen Welt seien. Ich sah Pfirsichblüten und Kirschblüten in ihnen. Doch als ich in Vietnam unterwegs war, wurde mir klar, dass die Frauen hier die lieblichsten sind. Schlanke, zarte Figuren in wallenden weissen Kleidern, die mit gesenktem Blick hintereinander zum Tempel laufen.

Das ist Vietnam in meinem Herzen.