Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

Das dicke B 03. Juli 2023

Das dicke B

In der letzten Zeit ist es hier in Berlin ein bisschen anders geworden.
Es ist nicht mehr so unbeschwert. Es ist ein bisschen ernster.
Das ist wahr.

Wie siehst du denn das?

Findest du das nicht auch?

Und woran kann denn das liegen?

 

Ich denke, dass es an den vielen neuen Menschen hier liegt. Und an den vielen alten Menschen natürlich auch.
Und das ist ein ganz interessantes Ding hier, finde ich.

Ich sehe es so: Wenn wir uns hier gemeinsam gut zusammen finden, dann wird es sicherlich eine ganz neue Stadt. Das würde mich sehr freuen.

Wenn wir uns aber gegenseitig ständig auf die Nerven gehen, wird nur ein einziges Chaos daraus. Dann ist das eben so.

 

Ich wohne hier schon mein ganzes Leben. Also hier in Berlin.

 

In meiner Kindheit war es etwas langweiliger hier. Das heisst im ruhigen Westteil der alten Stadt. Der geteilten Stadt.

Damals war es wie auf einer Insel. Ganz hübsch beschaulich. Und ganz schön isoliert.

Dann kamen jede Menge junger Leute zum Studieren hierher. Das war schon erfrischend. Und natürlich auch viele junge Männer, die sich vor den unliebsamen Verpflichtungen verstecken wollten. Das war auch sehr interessant.

 

Als ich an der Uni war, im Fachbereich Politik, am Henry-Ford-Bau, war das ungemein amüsant. Und in der Silberlaube war es hübsch voll. Es war sogar so voll, dass wir die Seminare im Kinosaal nebenan abhielten.

Wir lernten zu diskutieren. Wir lernten zu deeskalieren. Und da ich selbst sehr fröhlich war, lernte ich auch jede Menge Leute kennen.

So manch ein Gesicht treffe ich heute noch. Wobei man in Berlin auch jahrelang aneinander vorbei gehen kann ohne sich wirklich zu treffen. Das ist ein unerklärliches Phänomen hier. Das kennt jeder alte Berliner.

 

Schliesslich fiel die Mauer. Über Nacht. Und eine ganze Menge witziger Leute kam daher. Um sich das mal anzusehen.

Wir alten Berliner hatten es da nicht leicht. Die Studentenlöhne sanken auch über Nacht so weit, dass sie uns nicht mehr ernährten.

 

Man wachte also in einer komplett neuen Stadt auf. Das war überraschend und auch aufregend.

 

Ein paar Jahre später begann die Zeit der Umzüge und Massenveranstaltungen. Bis zum Höhepunkt in Millionenhöhe dauerte es nur wenige Jahre.

Das war eine coole Zeit. Das machte viel Spass.

Ich hatte auf einmal das Gefühl in einer mediterranen und weltoffenen Stadt zu leben.