In Shanghai ist es heiss. In Shanghai riecht es lecker.
In Shanghai hat man keine Berührungsängste, man geht in der Fülle auf.
Das Taxi kippt mich und meine Sachen in der Yongjia Road aus. Die Strassen hier sind schmal, fast eng und überall stehen Platanen, die genau so hoch sind wie die Backsteinhäuschen. Klein, nur zwei oder drei Stockwerke. Das Rot der Backsteine ist hübsch und alles wirkt aufgeräumt, erinnert ein wenig an England. Ein altes koloniales Viertel. Die Innenhöfe sind mit hübsch verschnörkelten Eisengittern verschlossen und es bleibt verborgen, was sich darinnen abspielt.
Die Innenwelt in den Höfen ist der eigentliche Lebensraum der Anwohner. Hier wird gegessen, Wäsche gewaschen, Fahrräder repariert und gespielt. Man spielt gerne Karten. Wo immer ich hinsehe, hängt Wäsche vor den Fenstern. Als ich zu dem per Internet gemieteten Appartement durch diesen intimen Lebensraum hindurch muss, werde ich beäugt und begutachtet. In den nächsten Tagen wird das nicht anders. Keine Chance Kontakt aufzunehmen.
Es ist wunderbar hier durch die hübschen Alleen zu laufen. Überall sind nette Cafes und kleine Läden mit Büchern oder hübsch dekorierten Sachen. Ich fühle mich sofort wohl. Auch die Menschen wirken entspannt und freundlich, sehr mondän. Mode ist hier nicht so wichtig, hauptsache ist das lockere Lebensgefühl. Ganz anders als in Peking. Das Cafe an der nächsten Strassenecke heisst Palm Tree und die Besucher sind jung und tragen Sonnenbrillen und weite Hosen aus Baumwolle. Man möchte sofort einen Kaffee trinken gehen. In ganz Asien ist es ja nicht leicht einen guten Kaffee zu bekommen.
Kleine Imbissbuden stehen am Strassenrand und in den Gassen. Hübsch und niedlich wird dort auf winzigen Plastikstühlen und an niedrigen Tischchen gegessen. Es gibt jede Menge leckerste Speisen, viel Frittiertes. Und alles duftet nach den fünf Kostbarkeiten. Es ist grossartig.
Abends geht es zur Fussgängerzone Nanjing Road flanieren. Hier möchte man gesehen werden und es ist rappelvoll. Alle laufen.
Jeden Abend um die gleiche Zeit, also sobald es dunkel geworden ist gibt es ein ordentliches Feuerwerk. Auf der Uferpromenade wird fotografiert, Süssigkeiten werden verkauft und es werden eine Menge Witze übereinander gemacht. Das ist ok hier, das wird verstanden. Die Atmosphäre ist friedlich und heiter.
Es ist gut sich schnell einen Platz zu suchen, um auf das Feuerwerk zu warten. Wir stehen schon bald dicht aneinander gedrängt am Geländer zum Wasser.
Der Höhepunkt des Tages ist ein knalliger Farbrausch. Eine einsame Dschunke leuchtet festlich, verloren vor der bunten Pracht der Skyline.
Shanghai, hier ist altes und neues China vereint.