Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

R wie Rosarot 21. September 2023

R wie Rosarot

Ich war einmal einen Sommer lang auf der Suche nach einer neuen Heimat. Einem neuen zu Hause.

Es sollte aber nicht nur ein Ort sein. Es sollte vielmehr eine Gemeinschaft sein. Eine neue Lebensgemeinschaft und ein schöner Ort.

Ich sah mir daher verschiedene Kommunen an. Mit verschiedenen Begleitern.
Und eine dieser Kommunen war sehr offen für eine solche Neugier.
Sie war eine der ganz schönen Grosskommunen in Deutschland.
Sie wollten ein ganzes Dorf werden. Das fand ich ganz aussergewöhnlich.

Ich reiste mit dem Bus und zu Fuss. Mit grossem Rucksack. Mit Zelt und Schlafsack. Alles zusammen geliehen. Dafür war ich meinen Freunden sehr dankbar.

Es war ein sehr heisser Sommer. Und der Weg zu Fuss wurde immer länger. Ich hatte Durst und die Füsse schmerzten schon.

Die Rettung kam in Form eines VW-Busses. Der nahm mich mit für die letzten Kilometer. Und ich wurde plötzlich ausgeladen mitten hinein in das Kommunen leben.

Da waren überall Kinder. Die rannten und lachten. Da waren junge Frauen, die barbusig zum Mittagsbuffet hüpften. Es gab riesige Salatberge. Verziert mit essbaren Blümchen. Es gab ein grosses Haupthaus. Und es gab viele kleine Häuschen, versteckt auf dem grossen Gelände.

Auch ein kleiner Teich, in den so mancher auch schon einmal hinein sprang. Und es gab ein Wäldchen, weiter hinten.

Ich war zuerst ganz schön eingeschüchtert von den vielen frohen Menschen dort. Und ich hätte mich gerne mal kurz irgendwo alleine ausgeruht.

Doch alleine gab es dort nicht. Dort war man gemeinsam. Fast immer.

Und ich sah mich erst einmal um. Ich setzte mich ganz still irgendwo an den Rand. Ich schaute mal ein wenig. Und es war wirklich ein tolles Bild.

Nach einer Weile war ich dann bereit mich irgendwo dazu zu stellen. Und mal ein bisschen zu reden.

Und ziemlich schnell wurde ich einfach zu anderen jungen Leuten geschickt und sollte mal ein bisschen mitarbeiten.

Es wurde gerade gemeinsam ein Lehmhäuschen zum Duschen gebaut.
Ein Haus aus Strohballen mit Lehm bedeckt und mit weisser Farbe getüncht.

Es sollte ganz rund werden. Wie eine liegende Halbkugel. Und gerade als ich dazu kam wurde der tragende mittige Mast aufgerichtet. Mit so ungefähr zwanzig Menschen.

Es wurde bei all dem überhaupt kaum Strom benutzt.
Einfach nur zwanzig Menschen. Und weill es so heiss war, waren sie alle fast nackt.

Diese Gruppe war allerdings weit entfernt vom blossen Hippietum. Da waren Architekten und Akademikerinnen, da waren Köche und viele Sozialarbeiter.

Und sie bauten ganz nach Plan Strohballenhäuser. Ein architektonischer Kunstgriff. Später fand ich solche Häuser in Architekturmagazinen. Sie sind eine ganz aussergewöhnliche Baukunst.

Und diese Gemeinschaft also, die da so fleissig arbeitete war auch an sich eine kleine besondere Gemeinschaft. Sie hatten sich alle geheiratet.

Niemand von ihnen tat oder beschloss etwas im Alleingang, nur gemeinsam.

 

Übrigens benutzten sie auch nur und auschliesslich regionale Waren und Lebensmittel. Da fand sich kein Olivenöl aus Italien. Keine Gewürze aus dem Orient. Alles war regional. Und das meiste von den eigenen Feldern.

Und sie fällten ihre eigenen Bäume. Und sie machten massenhaft wunderschöne Bretter daraus. Dazu benutzten sie ein geliehenes Sägewerk.

Die Bretter wurden dann von einem kleinen Karren mit zwei super starken Pferden zur Baustelle gezogen.

Eine der beeindruckenden Frauen dort war einst eine zierliche niedliche junge Frau. Ich sah sie auf einem alten Bild.

Doch als ich sie dann kennen lernte war ich zutiefst erstaunt. Diese Art zu leben und die viele Arbeit draussen, hatte sie komplett verändert.

 

Sie war eine echte Amazone. Ich sah sie alleine mit den Pferden. Und sie hatte nichts weiter an als einen Slip aus rosafarbenem Flanell und derbe Bauarbeiterschuhe. Sie redete mit den Pferden und pflückte nebenbei ein paar Früchte.

Dieses wundervolle Bild ist mir so lebendig in Erinnerung.