Impulse & Inspirationen

Ein Blog von Kirstin Kluckert

Ich bin dann mal im Flow 17. Juli 2017

Ich bin dann mal im Flow

Unbedingt glücklich sein wollen macht uns unglücklich. Und manchmal sind wir glücklich, einfach so. Also müsste es doch eigentlich ganz einfach sein. Hinweise zum besser Leben lesen wir überall: Öfter positiv denken, mehr meditieren, sich mehr Zeit für uns selbst nehmen. Sie möchten gerne gelassen und friedlich sein, aber es gelingt Ihnen nicht?

Sich erlauben, im Flow zu sein

In unserer Welt existiert Chaos und Frieden gleichzeitig. Das Leben in der Dualität müssen wir schlicht akzeptieren. Können wir das, bietet sie uns tröstende Erleichterung. Wenn wir verärgert und frustriert sind, so bleibt uns immer eine Gewissheit: Es wird vorbeigehen. Das einzig Unabänderliche ist die Veränderlichkeit in unserem Leben. Auch unser Körper, unsere Emotionen, unser Geist verändern sich ständig. Noch dazu sind wir vielen äußeren Faktoren unterworfen, die unveränderlich und oft unerwartet sind. Wie also können wir friedlich bleiben, wenn wir ständig von Hektik und Stress umgeben sind?

Zuerst einmal müssen wir verstehen, was dabei wirklich in uns vorgeht

Vielleicht sehen wir im Fernsehen einen schönen Zen-Garten und einen glücklichen Mönch. Beseelt wünschen wir dann ebenso zufrieden und glücklich zu sein. Am nächsten Morgen nerven die Kollegen, die S-Bahn fährt wieder nicht und der Chef ist schlecht gelaunt. Wir können nichts dafür. Der Tag macht uns missmutig und gereizt. Wir denken an den Mönch im Fernsehen und fragen uns, was er dazu sagen würde? Der Mönch würde uns antworten. "Auch ein schlechter Tag ist ein guter Tag." Doch wir können nichts damit anfangen. Allzu leicht verlieren wir im Alltag das Gefühl für die Einbindung in das grosse Ganze und lassen uns mitreissen von Stress und Hektik um uns herum.

Die Alltags-Falle: Schreck!

Begegnet uns jemand unerwartet mit Ag­gres­si­on, so erschrecken wir uns. Auch Zeitdruck und verletztende Kriktik im Arbeitsleben sind Formen von Ag­gres­si­on. Wir reagieren mit Schreck oder Überraschung. Innerhalb einer Viertelsekunde zeigt er sich auf unserem Gesicht und nach anderthalb Sekunden ist er vorüber. Auch die mildere Version von Überraschung währt nur ein paar Sekunden.

"Sie wissen, was Sie erwartet. ...schliesslich kann niemand die Schreckreaktion ganz unterbinden, selbst wenn einem genau erklärt wird, wann der Knall erfolgen wird. Schreck ist eher ein körperlicher Reflex als ein Gefühl."
Paul Ekman

Schwieriger als dieser Reflex sind aber die meist folgenden Gefühle: Wir fühlen Wut, Zorn, Angst oder Erleichterung. Und die können uns anschließend stundenlang begleiten, uns sogar den ganzen Tag beschäftigen. Bewerten wir die Situation jedoch innerlich als folgenlos, muss es zu keiner Emotion kommen. Das ist wichtig zu erkennen. Die Lösung liegt in unserer inneren Beurteilung der Situation. So betrachtet, können wir die Reaktion auf aggressive Situationen nicht vermeiden, doch wir können die daraus folgenden Emotionen mit innerer Gelassenheit abwenden. Vorausgesetzt die Situation ist ungefährlich und nur ein Ärgernis. Haben wir das verstanden, können wir im entscheidenden Moment flexibel genug sein um automatische Stressreaktionen zu vermeiden.

Lernen sanft zu sein

In diesem Momenten hilft uns folgendes Verständnis. Was auch immer uns aus der Ruhe bringt, es gibt zwei Möglichkeiten damit umzugehen.

  1. Wir können diszipliniert versuchen, negative Emotionen zu unterdrücken und einfach weitermachen. Damit üben wir jedoch allzu leicht Gewalt gegen uns selbst aus. Wenn wir dabei denken, "könnte ich mich doch nur schneller beruhigen" oder "hätte ich mich doch gewehrt" und beißen die Zähne zusammen, so verurteilen wir uns auch noch selbst dafür. Das ist der Weg von Widerstand und Härte. Er führt langfristig in die Verbitterung.
  2. Wir können aber auch die Situation voll bewusst annehmen. Wenn negative Emotionen da sind, begrüssen wir sie und fühlen sie bewusst. Wir entspannen uns kurz und atmen ein paar Mal aus, bevor wir weitermachen. Wir fühlen die entstandenen Emotionen so lange, bis wir sie klar erkannt haben. Indem wir sie so bewusst wahrnehmen geben wir ihnen Raum und können sie gleichzeitig loslassen. So wie Dampf aus einem Teekessel entweicht, lassen wir die negativen Gefühle mit dem Ausatmen los. Dazu braucht es nur einen Moment des Innehaltens. Haben wir uns auf diese Art befreit, können wir darüber nachdenken, was wirklich zu tun ist. Das ist der Weg der Sanftheit. Er lässt uns weich und offen sein.

Wir haben immer eine Wahl

Liebevolle Zuwendung hilft unseren Körper zu heilen und Krankheiten zu vermeiden. Bewusste Wahrnehmung hilft, alte Reaktionsmuster aufzulösen, um nicht mehr ständig kämpfen oder flüchten zu müssen.
Der Mensch hat den großen Wunsch, frei von Schmerz und möglichst glücklich zu sein. Glücklich meint hier ohne Konflikte oder Schwierigkeiten zu sein. Alle Lebewesen wollen das. Würde ein Bach um die Ecke fliessen ohne Anlass? Die Natur wählt den leichtesten Weg, doch sie ist immer flexibel. Sie verändert, wenn sie muss. Wir lernen, wenn wir müssen. Hindernisse sind unsere Chance auf Wachstum, wenn wir dabei sanft bleiben. Wir haben also eine Wahl und können mit etwas Übung neue Wege gehen. Und genauso einfach können wir lernen glücklich zu sein.

Das Geheimnis des Zen-Mönchs: Flow im Alltag

Erinnern wir uns an den Zen-Mönch, der so begeistert Muster in den Kies zeichnet, wie ein Kind beim Spielen. Ein glücklicher Zustand, in welchem wir vollkommen in unserem Tun aufgehen, hat viel mit Achtsamkeit zu tun. Haben wir gelernt sanft zu sein und gleichzeitig höchste Konzentration zu entwickeln, stellt sich der sogenannte "Flow" ein. Ein Glücksgefühl, frei von Zeitdruck oder Anstrengung, bei dem alles, wie von alleine läuft. Wir sind dabei gleichzeitig vollkommen kontrolliert und total gelassen. Die Kombination von bekannten Routinen und einer Herausforderung ist besonders geeignet diesen einzigartigen Zustand zu erreichen, der die normale Wahrnehmung aufhebt.

Vielen ist der Flow aus dem Sportbereich bekannt. Sportler entspannen sich nach dem Aufwärmen geistig, um den optimalen Mittelweg zwischen Anspannung und Entspannung herzustellen. Ebenso wie bei Strom in Glühbirnen, lässt uns dauerhaft zu hohe Spannung durchbrennen, während zu geringe Spannung die Lampe nicht zum Leuchten bringt. Bei dem richtigen Strom stellt sich der Flow von selbst ein und ermöglicht uns Höchstleistungen.

Erfolgsrezept: Sich täglich wieder aufladen

Jeder Mensch kennt das: Flow ist glücklich sein im Augenblick. Er kann sich einstellen, wenn wir abwaschen, im Garten arbeiten oder unserem Hobby nachgehen. Es muss nichts Großartiges sein. Finden Sie eine Routine, die ihrem Geist erlaubt zu entspannen und Spaß macht. Experimentieren Sie damit. Erinnern Sie sich an eine gewöhnliche Tätigkeit, die Sie glücklich fühlen lässt. Kultivieren Sie diesen Zustand in Ihrem Alltag und genießen Sie ihn regelmäßig. Haben Sie ihn bewusst erfahren, hinterlässt das einen tiefen Eindruck. Erinnern Sie sich daran, können Sie das Glücksgefühl jederzeit wieder abrufen.

Und das ist Ihr Rezept für den Alltag: Indem Sie Verbindung zu sich Selbst aufnehmen, sich kurz entspannen und diesen glücklichen Zustand herstellen, laden Sie sich täglich wieder auf. Verbringen Sie etwas im Flow und aktivieren damit Ihre Selbstheilungskräfte auf allen Ebenen. Regenerieren Sie ganzheitlich. Seien Sie also einfach mal grundlos glücklich!